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Der Klima-Papst
Kaum einer repariert defekte Klimaanlagen so fix und preisgünstig wie Klimatechniker Axel Holler.
Crash Mobiles besuchte ihn in Köln.
Text: Oliver Lauter Fotos: Oliver Windus
Im Sommer 2001 will Kai Ketels aus der Nähe von Bremerhaven seinen Jaguar XJ6 4.2 verkaufen. Ein herrschaftlich britisches Coupé im Top-Zustand. Nur ein Makel trübt das Gesamtbild: Irgendein Vorbesitzer war die ständigen Reparaturen an der Klimaanlage Leid und hatte den Klimakompressor kurzerhand ausgebaut. Jetzt war der lästige Kühler nicht mehr auffindbar. Für wahre Jaguar-Fans ein Frevel. Und so hatte Ketels alle Mühe, den roten Jag ohne Klima an den Mann zu bringen. Eine Sorge, die er sich hätte ersparen können. Denn in Köln gibt es einen, der kann fast jede Klimaanlage wieder instand setzen. Egal, ob undicht, halbkomplett oder verschlissen. Axel Holler (40) heißt der Tüftler, der nicht Kfz-Mechaniker, sondern Klimatechniker gelernt hat. Für Holler ein riesengroßer Vorteil: „Klimatechniker ist ein 4-jähriger Lehrberuf. Man lernt den Umgang mit der Kälte von der Pike auf. Logisch, dass man so einen wesentlich weiteren Horizont hat, als ein Mechaniker, der die Klimareparatur mal eben im Abendkurs lernt.“
Jahrelang hat Holler Klimaanlagen in Gebäudekomplexen, geplant, installiert, gewartet. Dabei hat er parallel an Autos geschraubt. Holler erinnert sich: „Ich habe in den 80er Jahren in meinen Opel Kadett B nachträglich eine Klimaanlage eingebaut. Eines Tages stand eine Mercedes S-Klasse neben mir an der Ampel. Der Fahrer wunderte sich, dass ich bei 30 Grad die Scheiben hoch geschlossen hatte, während er im Benz schwitzte. Dann sprang die Ampel auf Grün, im selben Moment schaltete mein extrem lauter Klimakompressor ab. Der Mercedes-Fahrer glotzte wie blöd.
Er dachte wohl: Was ist das für ein Auto, in dem der Fahrer absichtlich schwitzt, um dann mit dem Verstummen des Motors loszufahren.“
Es gibt kaum ein Teil an einer Autoklimaanlage, dass Holler nicht aus dem FF kennt. So weiß er, dass der Kondensator das anfälligste Bauteil im Klimazyklus ist: Demoliert durch einen Steinschlag oder verbogen aufgrund eines ehemaligen Unfalls.
Womit wir auch schon beim Thema sind: Häufig verlieren die Klimaanlagen von Ex-Unfallautos Kühlmittel. Eine Stauchung der Rohre oder eines Bauteils ist für das Leck verantwortlich. In der Regel sucht eine Fachwerkstatt dann die undichte Stelle mittels fluoreszierender Mittel und UV-Lampe. Völlig falsch, wie Techniker Holler meint: „Der UV-Test taugt nur für stationäre Anlagen, z.B. für eine Bierfass-Kühlung in der Kneipe. Bei einem Auto verteilt sich die unsichtbare Substanz aber durch den Fahrtwind im ganzen Motorraum. Und nicht mal mehr mit dem Hochdruckreiniger lässt sich das Zeug abwaschen. Wer einmal mit diesem Transparenzmittel gearbeitet hat, wird nie wieder eine zweite Austrittsstelle finden. Und dass, obwohl jeder weiß, dass Klimasysteme oft an mehreren Stellen gleichzeitig undicht werden. Denn: Unbefüllt verlieren auch alle anderen Dichtungen ihre Wirkung.“ Stattdessen setzt Axel Holler auf die viel günstigere Seifenlaugen-Methode. Dabei wird Stickstoff mit 20 bar in den Kühlkreislauf gedrückt. Überall, wo er wieder austritt, wirft die zuvor draufgesprühte Seifenlauge Blasen.
Der Vorteil: Dieses Leck-Suchsystem kann unendlich oft wiederholt werden. Nahezu jeder marode Dichtring und jede poröse Kühlleitung kann auf diese Art ausfindig gemacht werden. Auch mit der Mähr, dass bei jeder Klimarevision die Trocknerflasche ersetzt werden muss, räumt Holler auf: „Ja, das wird immer gerne erzählt, um den Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen. Ehrlich gesagt, habe ich in den letzten vier Jahren noch keine einzige Flasche ausgetauscht. Reklamationen, dass eine Klimaanlage deswegen nicht funktioniert, gab es noch nie.“
Interessant für die Besitzer älterer Autos: Die Umrüstung auf FCKW-freie Kältemittel ist gar nicht so teuer.
Axel Holler: „Ich frage mich, was den Kunden berechnet wird, wenn sie bis zu 2000 Euro löhnen dürfen. Im Durchschnitt komme ich auf 200 bis 500 Euro. Bei der Umstellung von R12 (FCKW) auf die Ersatzkühlmittel 413A bzw. 416A muss doch lediglich das Expansionsventil gewechselt werden.“
Übrigens: Die Ursache der Klimaanlagen-Ausfälle von Ketels Jaguar waren wohl die Winter-Standzeiten: Wenn ein Klimakreislauf lange unbenutzt ist, können die O-Ringe nicht mehr mit schmierendem Öl versorgt werden. Und genau an den Stellen verliert die Klimaanlage dann ihr Kühlmittel. Defekt war Ketels Klima-Anlage also vermutlich nie.